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Altbewährtes und neue Perspektiven

Siobhan Tarr Siobhan-Tarr.com, ebenfalls im Norden Deutschlands ansässig, begeisterte mich für die keramische Mosaiktechnik. Diese eröffnet für mich die Möglichkeit, Bruchstücke der Vergangenheit und Erinnerungen an alte Meister des Keramikhandwerks mit meinen eigenen Kreationen wie Porzellan Minifließen sowie bedruckten Tonplatten in meinen Arbeiten zu verbinden. 

Keramikmosaik
Monikas Welt

 

Im Gegensatz zu Bildhauerei ist der Herstellungsprozess sehr kleinteilig. Ich muss das Ziel immer wieder visualisieren, um mich nicht in den einzelnen Gewerken zu verlieren. Das Vorbereiten der Bilder, Fotos und Texte ist eine langwierige Arbeit für regnerische Nachmittage und Abende. Dann folgt das Bedrucken der Platten und deren langsames Trocknen. Das Vorbereiten der bunten Porzellanmassen für die Minifliesen geht schnell von der Hand, aber das Schneiden der kleinen Formen bedeutet einige Tage Fließbandarbeit. Und zwischendurch immer wieder Trocknen, Brennen und Umschichten. Meine Werkstatt gleicht einem chaotischen Lager. 

 

Das alles kombiniere ich mit altem Porzellan. Und es gibt Massen davon. Denn in Zeiten von IKEA, Spülmaschine & Co sind die Teller und Tassen mit alten schönen Dekoren, manchmal auch mit Goldrand nicht praktisch, nicht stylisch, nicht … genug. Angefangen habe ich mit zerbrochenen Teilen meines eigenen Geschirrs, die ich über Jahre hinweg aufgehoben habe, weil ich es nicht übers Herz brachte, diese wegzuwerfen. Ratet mal, welches es ist! Doch bereits kurze Zeit später habe ich kistenweise aussortiertes Geschirr von Freunden bekommen, angefangen mit einzelnen zerbrochen Teilen, über altmodische Sammelteller bis hin zu unvollständigen Services. Geschirr, das in der nächsten Tonne oder beim Polterabend in der Nachbarschaft landen würde. Es hat seinen Reiz, diese Schätze nach Farben, Mustern oder Formen zu sortieren, die passenden Teile für ein Mosaik herauszusuchen und in die benötigte Form zu brechen. Jeden Teller nehme ich unzählige Male in die Hand, betrachte die Details und überlege mir neue Kompositionen. 

Für mich ist das ein ganz neues Gebiet, doch ist es nicht meine Erfindung, Altes und Neues in der keramischen Arbeit zu verbinden. Passend zum Thema konnte ich im Herbst eine Ausstellung mit Werken von Gertraud Möhwald, die in ihren Skulpturen selbstgesammelte Erinnerungsstücke einarbeitet, im Keramikmuseum Westerwald ansehen.

 

„…es ist so, dass Erinnerung an das Gewesene für mich ganz wichtig ist. Dass man Erinnerungen sichtbar lesen soll, beispielsweise in Dresden. Dass da alles so vollkommen vom Boden verschwunden ist, das nimmt mir wirklich den Bezug zu der Stadt wie sie gewesen ist. Alles wird wieder so heil. Und es ist nicht heil. Man soll auch nicht denken, wenn man etwas oberflächlich wieder in Ordnung bringt, dass das andere nicht gewesen ist. Das ist aber die menschliche Natur, die nicht erinnert werden will an das, was sie verunsichert, nicht an Verletzungen.“

Gertraud Möhwald, Keramik Magazin 10/11 1999

Mein Ansatz ist nicht so anspruchsvoll, da ich keine Erinnerungen an das ausgebombte Dresden und damit verbundenes Leid habe. Mein Herz schlägt jedoch für die altmodischen schönen Dinge, für die wir in unseren reduzierten Leben kaum noch Platz haben. Ich hoffe, ich kann ihnen in meiner Arbeit wenigstens etwas von der Wertschätzung, die ihnen gebührt, jenseits der vollen Schränke sichern. Die Porzellanserien, die ich verarbeite, kennen noch viele von uns von ihren eigenen Tischen. Ich hoffe, dass die Erinnerungen, die sie damit verbinden, egal ob traurig oder schön, wertvoll für sie sind.

PS: Vielen Dank an Larissa Wasserziehr von der Blaue Distelfink für das schöne Titelfoto. Sie schafft es, mit ihren Fotos immer wieder neue Perspektiven einzunehmen.