Jedes Jahr aufs Neue lockt der Holzbrandofen bei Martin McWilliam. Mit seiner Hilfe entsteht Großes und Großartiges. Dieses Jahr habe ich ein sitzendes Mädchen vorbereitet. Diese Vorbereitung ist erforderlich, um an einen Wochenende die gesamte Skulptur aufbauen zu können.
Alles fängt mit einem Schnittmuster an. Dieses ist wie ein eng anliegendes Kleid, das der Skulptur angezogen wird. Für mein sitzendes Mädchen habe ich reale Körpermaße auf halbe Größe umgerechnet, so dass sie am Ende etwa 80 cm groß wird.
Das Schnittmuster wird anstatt aus Stoff aus großen Tonplatten ausgeschnitten.
Die Platten sind allerdings nicht gewalzt sondern aus mit Hand ineinander gepressten Tonstücken aufgebaut. Um eine ebene Oberfläche zu erzielen, wird die Tonplatte zum Schluss mit einer Leiste abgezogen. Damit ist sie sehr ebenmäßig und kann sich beim Trocknen und beim Brand nicht verziehen.
Und weiter geht es mit dem Zusammenbringen der Platten. Körperteil für Körperteil werden die Grundformen aufgebaut: Rumpf, Arme, Beine, Kopf, … Dabei werden die Nahtkanten angeraut und mit Pinsel leicht angefeuchtet. Dadurch kann sich eine Schlickerschicht direkt auf der Tonkante bilden. Anschließend wird eine Wulst aus sehr weichen Ton auf jede Verbindungskante aufgetragen.
Die Kanten werden mit den Tonwülsten gegeneinander gedrückt. Der so entstandene Hohlkörper kann vorsichtig in Form geklopft werden. Er ist noch sehr weich und die Nähte könnten bei zu viel Druck reißen. Offene Kanten des Tonkörpers decke ich über Nacht mit Plastikstreifen ab und lasse die Arbeit über Nacht offen anziehen.
Ausgeschlafen und voller neuer Tatkraft geht es am nächsten Morgen weiter. Der Sockel ist inzwischen stabil. Beginnend mit dem Rumpf werden die Körperteile nach und nach angebaut. Jetzt ist auch der richtige Augenblick, um dem Körper durch ausgiebiges Klopfen und Dehnen in die endgültige Form zu bringen.
Wo zuviel ist können auch Aussparungen ausgeschnitten werden, z.B. in der Kniebeuge, und mit der beschriebenen Methode wieder verbunden werden. Das funktioniert wie Abnäher bei einem körperbetonten Kleid.
Wo zu wenig ist kann Ton angesetzt werden. Größere Stücke schneide ich aus Tonplatten ansonsten verwende ich den weichen Ton um die Oberflächenkonturen zu definieren.
So kann die Haltung und der Sitz der einzelnen Körperteile korrigiert werden, ohne die gesamte Arbeit verwerfen zu müssen. Diese Tätigkeit braucht ihre Zeit. Am Ende des Tages ist jedoch bereits eine Vorschau auf die fertige Skulptur sichtbar.
Der letzte Tag ist den Details und der Oberflächenbehandlung gewidmet.
Es gilt immer wieder zurückzutreten und einen Blick auf die Skulptur zu werfen, um Unstimmigkeiten zu entdecken. Hilfreich ist auch ein etwas weiter entfernter Spiegel, in dem die Skulptur von allen Seiten betrachtet werden kann. Der seitenverkehrte Blick macht schnell klar, wo nachkorrigiert werden muss.
Bei der Oberfläche habe ich mich dieses Mal entschieden, nur grobe Arbeitsspuren zu beseitigen und die Oberfläche nicht zu glätten. Jetzt bleibt es abzuwarten, wie die Skulptur nach dem Brand aussieht.
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